Finanzen - Deutsche verfügen trotz Konjunktureinbruch über mehr als 6,6 Billiarden Euro / Sparfleiß und Erholung an den Börsen wirken sich aus

Privates Geldvermögen erreicht Rekordhoch

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Rolf Obertreis
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Der Kursaufschwung im zweiten Quartal kam Aktienbesitzern zugute. © dpa

Frankfurt. Die Corona-Pandemie hat das Geldvermögen der Bundesbürger insgesamt bis zur Jahresmitte nicht geschmälert. Im Gegenteil. Mit brutto 6630 Milliarden Euro – also mehr als 6,6 Billionen – lag es Ende Juni um 253 Milliarden höher als Ende März. Damit waren die Deutschen in der Summe so reich wie nie „Die durch die Pandemie und die Unsicherheit über ihre wirtschaftlichen Folgen ausgelösten Bewertungsverluste bei Aktien im Vorquartal wurden zum großen Teil kompensiert“, stellt die Bundesbank in ihrer Analyse fest.

Die Notenbanker treffen auch keine Feststellung über die Verteilung des Geldvermögens, also von Bargeld, Bank- und Spareinlagen, Wertpapieren, sowie von Versicherungsansprüchen der privaten Haushalte. Getrieben wurde die Entwicklung im zweiten Quartal vor allem durch den Kursaufschwung an der Börse. Die Bundesbank registriert Bewertungsgewinne von insgesamt 138 Milliarden Euro bei Aktien, anderen Wertpapieren und Investmentfondsanteilen.

Viel stärker aber setzen die Bundesbürger weiter auf Bargeld und Bankeinlagen. Sie wurden um 72 Milliarden Euro aufgestockt, ihr Volumen belief sich Ende des zweiten Quartals auf insgesamt rund 2694 Milliarden Euro. Allein 1882 Milliarden lagen auf Girokonten oder steckten in Bargeld.

Sparquote dürfte steigen

Nach Einschätzung der DZ Bank dürfte die Corona-Krise die Sparquote in diesem Jahr auf einen Rekordwert treiben. „Einerseits haben viele private Haushalte aus Angst vor Einkommenseinbußen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit vorsorglich mehr gespart“, sagte DZ Bank-Volkswirt Michael Stappel jüngst. „Andererseits behinderten Lockdown-Maßnahmen und Reisebeschränkungen vor allem in der ersten Hälfte des zweiten Quartals den privaten Verbrauch massiv.“

Nach Einschätzung der DZ Bank dürfte die Sparquote in diesem Jahr auf rund 16 Prozent steigen, verglichen mit 10,9 Prozent 2019. Damit würden die privaten Haushalte von 100 Euro verfügbarem Einkommen etwa 16 Euro sparen. Dies wäre nach Daten des Statistischen Bundesamtes der höchste Wert seit der Wiedervereinigung. Nach Angaben der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sind die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte in der akuten Krisenphase insgesamt relativ stabil geblieben. (mit dpa)

Korrespondent Seit mehr als 20 Jahren arbeite ich für den Mannheimer Morgen und für andere wichtige Regionalzeitungen wie den Tagesspiegel/Berlin, die Badische Zeitung/Freiburg, die Südwest Presse/Ulm und den Münchener Merkur als Wirtschaftskorrespondent in Frankfurt. Banken, Europäische Zentralbank, Bundesbank, Börse und in Frankfurt ansässige Unternehmen wie Lufthansa und auch Verbände wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA zählen zu meinen Schwerpunkten. Daneben auch die Luftfahrt. Zudem befasse ich mich über die KfW Bankengruppe und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit Fragen der Entwicklungszusammenarbeit.

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