Lebensmittel - Schokoladensparte geht an Finanzinvestor und soll mit Franzosen vereint werden

Mannheimer Schokinag endgültig aufgespalten

Von 
Matthias Kros
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Die Mannheimer Schokinag liefert keine Schokolade an Endkunden, sondern unter anderem an Nahrungsmittelhersteller und Bäckereien.

© rinderspacher

Mannheim. Das Mannheimer Traditionsunternehmen Schokinag wird endgültig zerschlagen. Nachdem die Kakao-Sparte bereits im vergangenen Jahr an den in Singapur ansässigen Agrarkonzern Olam verkauft worden war, soll das verbliebene Schokoladengeschäft nun zum 1. April an die holländischen Finanzinvestoren Nimbus und Varova gehen. Das bestätigte gestern eine Sprecherin des bisherigen Eigentümers, des US-Konzerns Cargill. Es fehle lediglich noch die Zustimmung der Kartellbehörden. Beide Schokinag-Unternehmensteile sollen anschließend nur noch durch Lieferbeziehungen miteinander verbunden bleiben.

Dem Vernehmen nach planen die Finanzinvestoren ihre Mannheimer Neuerwerbung mit dem von ihnen vor rund einem Jahr übernommenen Schokoladenhersteller "Chocolaterie de Bourgogne" zusammenzulegen. Das französische Unternehmen hatte bereits zahlreiche Vorbesitzer und produzierte unter anderem Süßwaren wie die Pralinenmischung "Quality Street" oder den Schokoladenriegel "Lion". Zwischenzeitlich war die "Chocolaterie de Bourgogne" allerdings in Zahlungsschwierigkeiten geraten und wurde von den Finanzinvestoren saniert. Diese führen den Betrieb heute mit rund 185 (vormals 300) Mitarbeitern weiter. Auch bei der Schokinag planten Nimbus und Varova "strukturelle Defizite" zu beseitigen, hieß es gestern. "Es wird wohl kaum alles so bleiben, wie es ist". Die Schokinag sei allerdings "ein gesundes Unternehmen", betonte Elwis Capece, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für Mannheim-Heidelberg. Von den Finanzinvestoren erwarte er deshalb den Erhalt der Arbeitsplätze und das Festhalten an "geltende Tarifvereinbarungen".

Zum Kaufpreis machte die Cargill-Sprecherin gestern keine Angaben. Die Schokinag ist einer der größten Schokoladenhersteller Europas, in Mannheim ist sie vor allem wegen des süßlichen Geruchs bekannt, den sie immer wieder verbreitet. Das Unternehmen stellt Schokoladen, Kuvertüre und Kakaopulver her, die an Unternehmen der Süßigkeitenindustrie verkauft werden. In der jetzt verkauften Sparte sind 126 Mitarbeiter beschäftigt.

Kartellauflagen erfüllt

Eine dauerhafte neue Heimat dürften sie aber mit dem Verkauf in die Niederlande nicht gefunden haben. Wie andere Finanzinvestoren auch, beabsichtigten Nimbus und Varova dem Vernehmen nach das Geschäft "eine Weile zu halten, aber nicht dauerhaft".

Der Verkauf der Schokinag kommt nicht überraschend, da er behördlich vorgeschrieben war. Die Mannheimer hatten zuvor dem amerikanischen Konzern Archer Daniels Midland (ADM) gehört, der sein Schokoladengeschäft im vergangenen Jahr an Cargill verkauft hatte. Die kartellrechtliche Genehmigung für die Übernahme hatte die EU aber an die Bedingung geknüpft, dass Cargill unter anderem die Mannheimer Produktion innerhalb von sechs Monaten weiterveräußert. "Wir sind daher froh, dass mit den Finanzinvestoren jetzt ein Käufer gefunden werden konnte", sagte die Cargill-Sprecherin.

Schon 1923 gegründet

Die 1923 gegründete Schokinag produziert in Mannheim und im belgischen Manage Schokoladen, Kuvertüren, Kakaopulver und Kakaobutter und beliefert damit vor allem andere Hersteller von Nahrungsmitteln, die Eiskremindustrie, Konditoren und Bäcker.

Im Jahr 2009 wurde das zuvor als Familienbetrieb geführte Unternehmen an den amerikanischen Nahrungsmittelkonzern Archer Daniels Midland (ADM) verkauft.

Am Standort Mannheim beschäftigt die Schokinag insgesamt rund 230 Mitarbeiter.

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