Lambrecht/Frankenthal. Im Prozess um zwei mutmaßliche Morde und einen Mordversuch in einem Seniorenheim im pfälzischen Lambrecht hat die Verteidigerin eines der drei Angeklagten Freispruch gefordert. Sie gehe davon aus, dass die WhatsApp-Chats des Trios nicht in allen Teilen die Wahrheit wiedergeben, sagte die Rechtsanwältin gestern im Landgericht Frankenthal. Ihr Plädoyer hatte sie zuvor unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehalten.
Die Staatsanwaltschaft wirft einer ehemaligen Pflegerin und zwei Pflegehelfern vor, Senioren bestohlen, erniedrigt und gequält zu haben. Die drei wichtigsten Anklagepunkte betreffen zwei Morde und einen Mordversuch an Heimbewohnerinnen. Die Staatsanwaltschaft hatte beantragt, alle Angeklagten zu lebenslangen Freiheitsstrafen zu verurteilen und die besondere Schwere der Schuld festzustellen. Sie geht davon aus, dass sich die Chats, in denen sich das Trio über die Morde austauschte, auf die Realität bezogen.
Im Gegensatz dazu hält die Verteidigerin diese Chats zum Teil für Fantasien oder Rollenspiele. Andererseits hätte die Staatsanwaltschaft nach Auffassung der Anwältin auch ein Ermittlungsverfahren gegen einen weiteren Pfleger einleiten müssen. Ihr 49-jähriger Mandant habe am Tag des zweiten mutmaßlichen Mordes in einem Chat geschrieben, dass er den Pfleger davon abgehalten habe, einen Notarzt zu rufen, als das Opfer im Sterben lag. Gegen den Pfleger sei aber nie ermittelt worden. Am 20. Juni werden die Verteidiger der anderen Angeklagten plädieren. Das Urteil fällt wohl am 26. Juni.
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