Mannheim/Walldorf. Rot, leicht und vor allem technisch hochgerüstet – der selbst gebaute Rennwagen wirkt auf den ersten Blick fast wie ein echtes Formel-1-Auto, nur eben im Miniformat. Aber auch auf den zweiten Blick steckt in dem Rennwagen, den Studenten komplett selbst entworfen und gebaut haben, viel Hightech, Schweiß und Leidenschaft.
„Carmen“ heißt der neue rote Flitzer, den die stolzen Autobauer der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) aus Mannheim am Mittwoch im Stammsitz des Softwareherstellers SAP in Walldorf vorgestellt haben. Der Elektro-Flitzer ist bereits der dritte Rennwagen, den die Studenten in Eigenregie und mithilfe von Dozenten, Sponsoren und Firmen auf die Rennstrecke bringen wollen.
„Die vergangenen vier Tage haben wir Carmen noch den letzten Feinschliff verpasst“, gibt Christian Engelhardt, einer der beiden Teamleiter, bei der Vorstellung zu. Der Student weiß aber auch: Die große Feuerprobe steht „Carmen“ erst noch bevor. Gerade einmal zehn Tage bleibt dem 70-köpfigen Team aus Maschinenbau-, Ingenieurs- und Marketingstudenten Zeit, um den Rennwagen auf seine Fahrtüchtigkeit zu testen. Denn schon um Juli muss sich das E-Auto auf der Rennstrecke beweisen.
Leichter und schneller
Neun Monate lang hat das Team fast rund um die Uhr und während der Freizeit an dem neusten Modell mit dem Zweitnamen „CM-19e“ getüftelt. Das Kürzel steht für „CURE Mannheim-2019 electric“. Das Ziel für das neuste Modell: Leichter, effizienter und schneller als die Vorgängerin „Gudrun“ aus der letzten Saison sollte es sein.
Bereits zwei Monate nach Projektstart, im Oktober 2018, lagen die ersten Entwürfe auf dem Tisch. Diesmal stand im Fokus der Autobauer, alle Bauteile möglichst schlank und leicht zu konzipieren. Die Idee dahinter: Weniger Masse gleich höhere Dynamik. Das ist den Studenten gelungen: Im Vergleich zu „Gudrun“ ist die Neue ein Leichtgewicht. Dafür hat sich das Team einiges ausgedacht: Als Grundgerüst dient ein leichterer Gitterrohrrahmen aus Stahl. Gelenkt wird der Rennwagen aus einem abgesenkten Cockpit und über ein Lenkrad, das direkt aus dem 3-D-Drucker stammt. Viele Kleinteile, etwa Radträger oder Akkucontainer stammen aus dem 3-D-Druck. Der Vorteil: Die Radträger sorgen für weniger ungefederte Masse, wodurch sich mehr Kraft auf die Straße übertragen lässt. „Zwei Motoren im Heck und ein Akku mit einer Maximalspannung von 450 Volt treiben Carmen an“, sagt Julian Rauber, zweiter Projektleiter im Team. Den Fahrer selbst schützen ein Sicherheitsrahmen mit Überrollbügeln, ein 6-Punkt-Gurt sowie eine Crashbox in der Front, erklärt Rauber weiter.
Die Außenhaut besteht aus aerodynamischen Bauteilen aus Vollcarbon, im Unterboden finden sich Aramidwaben, die auch in der Raumfahrt benutzt werden, weiß Martin Arndt. Der einstige Student ist heute Ingenieur und hat selbst einmal an einem Modell mitgebaut. Nun gibt er sein Wissen an die neue Generation weiter.
Daten auswerten in Echtzeit
Bei der Vorstellung wird auch klar: Der E-Flitzer ist alles andere als eine Seifenkiste mit Motor. „Wir arbeiten jetzt eng mit SAP zusammen. Damit können wir Daten in Echtzeit auswerten und etwa sehen, ob der Fahrer aufgeregt ist“, erklärt Andreas Föhrenbach, Dekan der Technischen Fakultät, der sich über den neuen Partner SAP freut. Mit der neuen Software „Cure live“, die der Hersteller mit den Studenten entwickelt hat, können alle Daten des Autos, von der Geschwindigkeit über die Beschleunigung bis zum Akkustand ausgewertet werden. Auch der Puls des Fahrers, der über einen Herzfrequenzsensor gemessen wird, sowie Aufnahmen von Cockpit und der Strecke werden live übertragen.
Damit könnte das Team den Sprung zum Beinah-Formel-1-Auto schaffen. 2018 waren sie in Italien daran gescheitert, alle Vorab-Tests zu bestehen, um auf der 22 km langen Rennstrecke an den Start gehen zu dürfen. Für die neue Saison drückt Georg Nagler, Rektor der DHBW Mannheim, dem Rennteam die Daumen: „Für mich sind sie schon heute Sieger!“
Das Auto und der Wettbewerb
- Der E-Wagen mit der Bezeichnung „CM-19e“ wiegt 240 kg, beschleunigt unter 3 Sekunden auf 100 km/h und die beiden Motoren liefern maximal 203 PS.
- Die Formula Student ist ein weltweiter Konstruktionswettbewerb zwischen studentischen Teams. Ziel ist es, einen einsitzigen Formel-E-Rennwagen zu konstruieren und zu fertigen, um damit gegen Teams aus der ganzen Welt anzutreten. Dabei gewinnt nicht das schnellste Auto, sondern das Team mit dem besten Gesamtpaket aus Konstruktion und Renn-Performance, Finanzplanung und Verkaufsargumenten.
- Das DHBW-Team besteht aus 70 Studenten aus 20 Studienrichtungen und ist mit dem „CM-19e“ schon für mehrere Formula Student Events in Europa qualifiziert, darunter Österreich, Italien und den Niederlanden.
- Mehr Informationen unter www.curemannheim.de.
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