Nachruf - Komponist Ulrich Leyendecker starb mit 72 Jahren

Der Tradition verpflichtet

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tog/dpa
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Lehrte elf Jahre in Mannheim: Ulrich Leyendecker. © Thomas Tröster

Der Komponist Ulrich Leyendecker ist tot. Der langjährige Professor an der Mannheimer Musikhochschule sei am Donnerstag im Alter von 72 Jahren in Bonn an Herzversagen gestorben, teilten die Sikorski Musikverlage und seine Schwester gestern übereinstimmend mit. „Ulrich Leyendeckers Musik ist außergewöhnlich vielseitig und bei Interpreten jeder Instrumentalgattung und Provenienz beliebt“, schrieb der Hamburger Verlag, dem der Komponist seit mehr als 40 Jahren verbunden gewesen war.

Alban Berg als Anreger

Leyendecker schrieb Orchesterwerke, Kammer- und Klaviermusik, Vokalmusikkompositionen für diverse Ensembleformationen und nicht zuletzt auch Werke für Gitarre. Er hatte den Ruf eines Komponisten, der wie wenige andere seiner Generation konsequent einen unverkennbar eigenen Stil ausgestaltet hat. Diesen Stil entwickelte er in Auseinandersetzung mit der Musik der Zweiten Wiener Schule, besonders mit derjenigen Alban Bergs, an dem er schätzte, dass er die Tonalität nicht gänzlich hinter sich gelassen habe.

Wichtig war Leyendecker immer gewesen, eine fassliche, auch emotional ergreifende Musik zu komponieren. Deshalb wirkt es auch konsequent, dass er im Spätwerk verstärkt eine Auseinandersetzung mit der musikalischen Tradition betrieb – mit Mozart ebenso wie mit Debussy oder auch Franz Schubert. Auch der Tradition seines langjährigen Lehrorts Mannheim zeigte er sich verpflichtet: Im Auftrag des Kurpfälzischen Kammerorchesters schrieb er im Jahr 2006 sein „Mannheimer Konzert“, das auf musikalische Besonderheiten der Mannheimer Schule des 18. Jahrhunderts Bezug nimmt.

Geboren wurde Leyendecker im Januar 1946 in Wuppertal. Bis 1970 studierte er Komposition und Klavier an der Musikhochschule Köln. Von 1981 bis 1994 war er Professor für Komposition und Theorie an der Musikhochschule Hamburg, von 1994 bis 2005 lehrte er dann an der Musikhochschule Mannheim.

Danach arbeitete Leyendecker als freischaffender Komponist. Er lebte in Gangrohweiler in der Pfalz. 1987 verlieh ihm die Stadt Wuppertal den Von-der-Heydt-Kulturpreis. Mehrmals war er Stipendiat an der Cité International des Arts Paris, außerdem der Villa Massimo in Rom. Leyendeckers Oeuvre umfasst mehr als 60 Werke.

Ulrich Leyendecker, der zuletzt an einer schweren Krankheit litt, war in zweiter Ehe verheiratet und Vater dreier Töchter. Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg war er ebenso wie derjenigen in Mannheim. tog/dpa

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