Stadtentwicklung - Gemeinderat beschließt Realisierungskonzept / Rapper "Torch" spendet Originalexponate

Hip-Hop-Archiv für Heidelberg

Von 
Simone Jakob
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Der Heidelberger Frederik "Torch" Hahn gilt als Erfinder des deutschen Hip-Hop. Jetzt will er dabei helfen, in seiner Heimatstadt - der Geburtsstätte des Deutschrap - ein Hip-Hop-Archiv einzurichten.

© Rothe

Der Heidelberger Gemeinderat hat kurz vor Weihnachten ein ganz besonderes Geschenk angenommen: Das Gremium beschloss mit großer Mehrheit, ein Hip-Hop-Archiv einzurichten, dessen Grundstock Frederik "Torch" Hahn spendet. Der 40-Jährige - der als Erfinder des deutschsprachigen Rap gilt - stellt seiner Heimatstadt alle Originalexponate als Dauerleihgabe zur Verfügung. "Ich bin von mehreren Stiftungen und Museen aus ganz Deutschland gefragt worden, ob ich mein Wissen und meine authentische Sammlung an Tonträgern, Fotos, Flyern und Zeitschriften nicht der Öffentlichkeit zugänglich machen möchte", berichtet Torch. Da aber Heidelberg als Geburtsstätte des Deutschrap gilt, seit er mit seiner Band "Advanced Chemistry" 1992 die Single "Fremd im eigenen Land" veröffentlichte, wollte Hahn nicht, dass dieses Thema nach Berlin oder Karlsruhe abwandert. "Das Hip-Hop-Archiv soll dort entstehen, wo die Geschichte passiert ist", begründet er sein Engagement.

"Viele Künstler beeinflusst"

Der Gemeinderat sah es genauso und beschloss, nun gemeinsam mit dem Künstler ein Realisierungskonzept zu erarbeiten. Dabei sollen laut Baubürgermeister Bernd Stadel ein möglicher Standort gefunden und die voraussichtlichen Kosten ermittelt werden. Trotz der derzeit engen finanziellen Rahmenbedingungen wolle man die Chance nutzen, ein Archiv zu schaffen, das die Entstehung einer Jugendkultur dokumentiere, die sich so allein in Heidelberg gebildet und auf ganz Deutschland ausgestrahlt habe. So sollen der Öffentlichkeit im Hip-Hop-Archiv nicht nur Fotos, Texte, Musik und Videos von Torch zugänglich gemacht werden, sondern auch von anderen Heidelberger Hip-Hop-Protagonisten wie den "Stieber Twins" oder "Toni L." und "Cora E.". Zudem habe der Pionier des Deutschrap mit seinen Texten viele Künstler beeinflusst - darunter auch Jan Delay.

Das Hip-Hop-Archiv soll laut Torch keine reine Ausstellung werden, sondern eine Art "Showroom", der für die Kinder- und Jugendarbeit genutzt werden kann. Natürlich will der Musikpionier bei der Umsetzung des Projekts helfen. Torch und die Heidelberger Hip-Hop-Szene werden längst auch in Schulbüchern genannt, schließlich wehrten sich Jugendliche mit Migrationshintergrund durch den Rap gegen Rassismus. "Da die Musik immer noch aktuell ist, wäre der Zeitpunkt, ein Hip-Hop-Archiv aufzubauen gut gewählt, dadurch könnten auch Kooperationen mit Schulen entstehen", so Stadel.

Geschichtsträchtig ist Torchs' Arbeit allemal. So sagte der Liedermacher Wolf Biermann über ihn: "Er ist authentischer musikalischer Ausdruck für die neue Generation nach der deutschen Wiedervereinigung. Und er war der erste Deutsche, der fürs Rappen stark genug ist, um in seiner eigenen Sprache zu dichten."

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