Neckarstadt-Ost - Wohnungsbaugesellschaft plant Abriss von 129 Nachkriegswohnungen an der Carl-Benz-Straße / Initiative FairMieten befürchtet "Gentrifizierung"

GBG-Chef: "Das wird kein Luxus-Projekt"

Von 
Anke Philipp
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Protest gegen den Abriss von GBG-Wohnungen, Baujahr 1954; an der Carl-Benz-Straße: Die Initiative FairMieten fürchtet, dass Mieter verdrängt werden. Die GBG möchte durch Neubau ihren Gesamtbestand aufwerten und besser durchmischen.

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In der Neckarstadt-Ost gibt es Ärger um den Abriss von 129 Wohnungen: Während die kommunale Wohnungsbaugesellschaft GBG plant, ihren Bestand an der Carl-Benz-Straße Ende 2016 durch Neubauten zu ersetzen, stößt das Vorhaben bei der Initiative FairMieten auf heftigen Widerstand.

Mitglieder der Initiative brachten am Zaun zu dem 7600 Quadratmeter großen Areal zwei Transparente an und sprachen mit überraschten Bewohnern. "Sanierung statt Abriss" war darauf unter anderem zu lesen. Dazu Karlheinz Paskuda von der Initiative: "Es ist unverständlich, dass die GBG die Betroffenen nicht informiert, während sie gleichzeitig in einer nicht-öffentlichen Bezirksbeiratssitzung über konkrete Abriss- und Neubaupläne informiert".

Gespräche über Umzug

Doch: Was den Mietern mitteilen, wenn man noch gar nichts Genaues in der Hand hat, wundert sich GBG-Chef Karl-Heinz Frings über die Indiskretionen. Nun müsse man Gespräche führen, obwohl noch gar nicht klar sei, was auf dem Gelände wie passiere. Derzeit wird das Ergebnis eines itterativen Planungsverfahrens aufgrund technischer Schwierigkeiten mit der Anlage einer Tiefgarage überarbeitet. Fest stehe aber: Kein Mieter werde mir nichts dir nichts auf die Straße gesetzt. Die meisten der 69 verbliebenen Parteien, so schätzt man bei der GBG, könnten leicht in umliegenden Bestandsgebäuden (Main-, Kinzig-, Geibelstraße ect.) eine bessere Wohnung "zu Konditionen, die sie kennen" erhalten. Entsprechende Gespräche, so Frings, würden in den nächsten Monaten mit jedem Einzelnen geführt.

Die Häuser in der Carl-Benz-Straße gehören zum ältesten Bestand der GBG, was heißt: keine gescheite Heizung sondern Kohleöfen, keine Wärmedämmung, keine Barrierefreiheit. Im Übrigen sind, laut Frings, 14 000 Wohnungen (72 Prozent des Gesamtbestandes) älter als 45 Jahre. Um da als Konzern wertbeständig zu sein, müsse man alles besser durchmischen. "Und dazu gehört eben auch der Neubau", wirbt er im "MM"-Gespräch um Verständnis für die Maßnahme. Die GBG habe den Auftrag, guten Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten zu schaffen.

Die Carl-Benz-Straße "wird kein Luxus-Projekt", so Frings. Das neue Angebot richte sich nach der Nachfrage vor Ort, sei "eher im oberen Bereich des mittleren Segments" angesiedelt. "Die Lage verträgt diese Bebauung", ist der GBG-Chef überzeugt. Darüber hinaus sieht er in dem Vorhaben eine Aufwertung des Wohnumfeldes: Mehr Grün und Bäume sei bei der Planung die Devise, dafür werde man eventuell einen Stock höher bauen, um die Anzahl von Punkthäusern und die Dichte auf dem Gelände zu reduzieren.

Die Initiative befürchtet derweil, dass durch den Neubau von hochwertigen Wohnungen mit einem geschätzten Mietpreis zwischen zehn und zwölf Euro pro Quadratmeter und mit dem ersatzlosen Wegfall von 129 preiswerten Wohnungen der Gentrifizierungsprozess in der Neckarstadt-Ost beschleunigt wird. Paskuda: "Wenn die GBG als städtische Wohnungsbaugesellschaft schon selbst Mieten in dieser Größenordnung propagiert, warum sollten sich dann private Vermieter noch zurückhalten?" Das werde mittelfristig zu hohen Mietsteigerungen im Quartier und damit zur Verdrängung der ursprünglichen Bevölkerung führen. Die Initiative FairMieten fordert daher für die Carl-Benz-Straße: "Sanierung statt Abriss!"

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