Menschen in Lampertheim - Volleyballer Dennis Hefter gehört Jugend-Nationalmannschaft an / Hofheimer vor ungewisser Zukunft

Zwischen Erfolg und Niederlage

Von 
Isabell Boger
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Hofheim. Dennis Hefter weiß ziemlich genau, was er will. Vor allem aber weiß er, was er nicht will: verlieren. Vor allem nicht in diesem Spiel. In der Qualifikation für die U21-Weltmeisterschaft im Volleyball. Und dann auch noch gegen Estland.

"Wir standen einfach neben uns", sagt der Hofheimer heute - keine drei Wochen nach der Niederlage - und schüttelt den Kopf. Viel zu sehr hätten er und die U21-Nationalmannschaft sich auf Gastgeber Bulgarien konzentriert. Dass man davor an Estland scheitern würde, habe keiner gedacht.

Eine solche Niederlage ist für jeden Sportler bitter. Am bittersten ist sie aber, wenn man am Anfang seiner Karriere steht. Wenn man mit jedem guten Spiel eine Empfehlung abgibt - für sich. Und seine Zukunft. Die ist für Dennis Hefter momentan ungewiss. Er sagt das, während er am Küchentisch seiner Eltern in Hofheim sitzt. Er spricht ruhig und überlegt, wirkt erwachsen für seine 19 Jahre. Dennoch versprüht er eine jugendliche Leichtigkeit. Lacht oft - trotz der Niederlage.

"Das muss man jetzt wohl abhaken", sagt Hefter, dessen sportliche Karriere bis dato rund lief. In der sechsten Klasse kam er über eine Schul-AG zum Volleyball. Vorher fand er Fußball cooler - trotz Eltern, die beide Volleyball spielen. Seine ersten Spiele machte er beim TuS Worms Hochheim. Von dort ging es direkt in die Landesliga, zum SV Steinwenden. "Viel gespielt habe ich dort am Anfang nicht", sagt der 19-Jährige über die Zeit, als sein Vater auch sein Trainer war. Das sei ganz schön hart gewesen. Aber auch eine gute Schule.

Schließlich wurde Hefter dort von Talentscouts gesichtet, nach der zehnten Klasse wechselte er vom Lessing-Gymnasium auf ein Frankfurter Sportinternat, wo junge Sportler für die Jugendnationalmannschaft ausgebildet werden. Es sei das Beste gewesen, was er habe tun können, sagt der Sportler heute. Dabei klingt er keineswegs überheblich. Vielmehr gibt er zu, dass er zu Beginn viele Bedenken hatte, Respekt, von zu Hause wegzugehen. Dass es immer Unsicherheit gab. Schließlich seien von dem über einen Dutzend Spielern, die vor vier Jahren in die erste Jugendnationalmannschaft des Doppeljahrgangs 1993/94 berufen wurden, heute nur noch vier übrig. Dennis Hefter ist einer davon.

Die vergangene Saison spielt er beim VC Olympia Berlin in der ersten Volleyball-Bundesliga. "Gegen all die Stars", wie Hefter sagt. Dass das möglich ist, liegt an der ungewöhnlichen Jugendförderung des Deutschen Volleyballverbandes. Denn der VC Olympia ist kein normaler Verein, sondern ein Projekt: Alle zwei Jahre spielt die U21-Nationalmannschaft unter diesem Namen die Ligarunde mit, erklärt Hefter.

Die Vereine hätten dadurch die Möglichkeit, die Jugendspieler zu beobachten. "Außerdem soll man als Team zusammenwachsen - eigentlich als Vorbereitung auf die WM", sagt Hefter, während er auf dem Küchenstuhl rumrutscht, um seine langen Beine irgendwie zwischen Tisch und Oberkörper zu quetschen. Die Beine, das ist eh so eine Sache. Denn eigentlich sind sie für einen Volleyballspieler etwas zu kurz geraten.

Vom Angreifer zum Libero

"Ich muss zu allen anderen Spielern aufschauen", schmunzelt Hefter, der mit 1,85 Metern nicht gerade klein ist. Doch die meisten Volleyballer reichten an die zwei Meter ran. Die "geringe" Größe brachte ihm auch seinen Spitznamen "Hobbit" ein - und hatte eine ganz entscheidende Auswirkung: Hefter wurde in Frankfurt vom Angreifer zum Libero "umgeschult".

Rund 200 Bälle habe er in den Anfangszeiten pro Tag angenommen. Denn neben dem Zuspiel ist das die wichtigste Aufgabe, die dem Libero zukommt. Mittlerweile fühlt Hefter sich auf seiner Position wohl. Aber er weiß auch um eine ihrer größten Tücken: Es darf immer nur ein Libero auf dem Feld stehen, maximal zwei gehören einer Mannschaft an. Hat man sich etabliert, ist das gut, weil man viel zum Spielen kommt. Andererseits werden in der Liga deshalb auch weniger Liberos gebracht.

Jetzt - nach Ablauf der Saison in Berlin - erhöht dieser Fakt Hefters Unsicherheit, die alle seine Mannschaftskollegen haben. "Momentan kann man nur abwarten und hoffen, dass einen die Erstligaclubs zum Probetraining einladen und dann verpflichten", sagt Hefter. Denn nächstes Jahr wird es keinen VC Olympia in der ersten Liga geben. Was passiert, wenn niemand anfragt, kann Hefter noch nicht sagen. Auf jeden Fall will er aber mit seinem Wirtschaftsingenieurwesen-Studium, das er in Berlin begonnen hat, weitermachen. Das ist wichtig, findet er, der in Frankfurt neben den rund 22 Stunden Training pro Woche auch ein gutes Abitur hinlegte. Am Ehrgeiz wird es bei diesem jungen Mann, der zum Abschied noch mal sein Sonnyboy-Lächeln auflegt, jedenfalls nicht scheitern.

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