Ketsch. Visionäre wie Charles de Gaulle oder Robert Schuman, die trotz der nicht immer erfreulich verlaufenen Geschichte zwischen Deutschland und Frankreich dennoch an einem Miteinander beider Nationen in friedlicher Koexistenzfesthielten, hätten gewiss, lebten sie noch, Gefallen an der Jumelage zwischen Ketsch und Trélazé. Zwar erst zwei Jahre alt, ist aus dem anfangs schüchternen Pflänzchen bereits eine recht stattliche Pflanze geworden - die freilich weiterer umfassender Pflege bedarf. Dank der beiden "Motoren" Bürgermeister Jürgen Kappenstein und dessen Amtskollegen Marc Goua - aber auch dank vieler ehrenamtlich Tätiger auf beiden Seiten des Rheins - hat sich hier innerhalb kurzer Zeit eine von Freundschaft und Herzlichkeit charakterisierte Beziehung entwickelt, die es auch und gerade in nächster Zukunft weiterzuentwickeln gilt.
Auf vorwiegend privater Basis
Aus diesem Grund hat sich nun auf privater Basis ein Arbeitskreis formiert, der einerseits vermittelnd tätig sein, andererseits aber auch seine Anstrengungen und sein Engagement für die Gemeindepartnerschaft auf allen Ebenen mitgestalten möchte. "Wir wollen in engem Schulterschluss mit der Gemeindeverwaltung vor allem vermittelnd tätig sein", sagt Karl Heinz Herrmann, das heißt, Hilfestellungen dort geben, wo sie gefragt sind, beispielsweise dann, wenn ein Dolmetscher gebraucht wird, etwa bei Empfängen, "wir sind aber auch die richtigen Ansprechpartner bei der Vermittlung von Gastfamilien oder ehrenamtlichen Helfern", sagt Herrmann. Man wolle auf diese Art der Gemeinde zuarbeiten, sei aber auch die richtige Adresse für die Ketscher Vereine, aber auch für Privatleute, die Interesse an der Partnerschaft haben, sich bislang aber noch nicht so richtig an die Sache herangetraut haben. "Auf beiden Seiten gibt es immer noch eine gewisse Hemmschwelle", weiß auch Monika Platini zu berichten, "und diese Hemmschwelle ist die Sprache der jeweils anderen Seite" - wobei es sehr oft gar keinen Grund gebe, seine Sprachkenntnisse hintanzustellen - aus falscher Scham oder der Furcht, etwas falsch zu sagen. "Das ist aber auf beiden Seiten so", weiß Platini, doch wenn das Eis erst einmal gebrochen sei, dann wäre auch hier eine ganz tolle Atmosphäre. "Grundsätzlich", sagt die ehrenamtlich Tätige, die selbst mit einem Franzosen verheiratet ist, "entlasten wir jeden, der es wünscht und helfen ihm im Rahmen unserer Möglichkeiten und in steter Absprache auch mit dem Rathaus". Es gab bereits erste Treffen des Arbeitskreises, der alle drei Monate tagt, und bei interessanten Referaten, das erste Mal berichtete Spvgg-06-Jugendtrainer Daniel Abelein von der fußballerischen Begegnung seiner Mannschaften mit denen aus Westfrankreich, das andere Mal erzählte Günter Götting als "Einzelkämpfer" auf seinem Fahrrad von seiner kräftezehrenden Tour nach Trélazé, wurde schnell klar, dass sich die Jumelage auf einem guten Weg befindet.
Doch nicht nur auf höchstoffizieller Ebene, nicht nur auf Vereinsebene, sondern auch an der Basis, durch Privatmenschen, die Interesse an der Beziehung zu den französischen Freunden haben, soll die Jumelage weiter mit Leben erfüllt werden, sagt auch Sabine Weiss. Je größer nämlich dieses Basis einmal ist, umso stärker wird die Gemeindepartnerschaft auf beiden Seiten profitieren und nicht Gefahr laufen, dass sie, was schade wäre, dereinst einzuschlafen droht. Aber die Ketscher und les Trélazéens, wie die Bewohner der Kleinstadt im Departement Maine-et-Loire genannt werden, haben durch ihre bisherigen Treffen bewiesen, dass die Chemie stimmt und man sich schon auf die nächsten Begegnungen freut. Und die Jumelage sei erst ein Anfang, denn, wie Platini sagt, "wollen wir dann zu gegebener Zeit auch die Schulen, an die unsere Kinder gehen und die nicht in Ketsch liegen, aufsuchen, so dass auch hier - auf rein freiwilliger Basis - Kontakte zu unserer Partnergemeinde aufgebaut werden können". Es sei klar, dass viele der benachbarten Gemeinden ebenfalls Beziehungen zu französischen Gemeinden unterhielten, "doch sehen wir dies nicht als Konkurrenz, sondern lediglich als Bereicherung".
Vor allem die Jugend an Bord
"Und wir sollten unbedingt versuchen, die Jugend mit ins Boot zu holen, auch über unsere Vereine in Ketsch", befindet Sabine Weiss, denn gerade die jungen Leute könnten gewährleisten, dass sich die Jumelage in der Zukunft weiterentwickeln kann.
Die Basis habe nun die ältere Generation geschaffen, für die Zukunft sei dann die Jugend dran. Der Arbeitskreis, man merkt es, ist voller Ideen und Tatendrang, um eine Sache weiter mit Leben zu erfüllen, die allen am Herzen liegt - die Partnerschaft zwischen Ketsch und Trélazé. De Gaulle und Schuman wären stolz. Mit Sicherheit!
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