Elektromobilität - Andreas Mann fährt einen Twizy und will damit nach Köln zum Bundestreffen / Problem ist die lange Ladezeit

Ein Anhänger für den Einkauf

Von 
Barbara Wilms
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Andreas Mann und seine hinter ihm sitzende Frau Silvia bei einer Twizy-Ralley.

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Ketsch. Andreas Mann wohnt in Ketsch und hat Benzin im Blut. Oder besser gesagt, er hatte Benzin im Blut. Er arbeitet im Kfz-Bereich und liebt Motorräder. Und er liebt seine Frau Silvia, die ebenfalls Motorräder liebt - eine glückliche Konstellation. Als Silvia jedoch Ende 2013 im Garten arbeitete, verlor sie ihr Herz spontan an einen vorbeibrausenden Twizy.

Doch Silvia hatte Glück, denn ihr Mann schätzt sie noch mehr, als das laute Brummen der Maschinen. Eine Probefahrt wurde vereinbart, und vielleicht war es, weil sich der Twizy von innen viel lauter anhört als von außen, denn auch Andreas verschenkte sein Herz erneut, und zwar speziesübergreifend an ein Elektrofahrzeug. Der Markt wurde recherchiert, Reichweite, Geschwindigkeit, Preis und Ladekapazität wurden verglichen, logische Bedürfnisse gegen emotionale abgewogen, und schließlich wurde ein gut erhaltener, gebrauchter Twizy gekauft.

Elektro oder Verbrenner?

Im nächsten Jahr wurde viel experimentiert. Er fährt den Twizy zur Arbeit, sie fährt den Twizy zur Arbeit. Gespräche an der Ampel und beim Ein- und Aussteigen: zunehmend. Stauraum beim Einkaufen? Begrenzt. Aber deswegen den Verbrenner nehmen? Das käme einer Niederlage gleich. Also wurde erneut recherchiert, und siehe da: es gibt eine Anhängerkupplung in Kleinserie, die vom TÜV für den Twizy zugelassen ist. Also wurde erneut gehandelt, und der wöchentliche Einkauf von da an mit Twizy und Anhänger erledigt. Gespräche an der Ampel und beim Ein- und Aussteigen - nochmals stark zunehmend.

An den Wochenenden bleiben es allerdings die Motorräder, die die beiden ins Umland bringen. Weitere Strecken haben sie mit dem Twizy bisher noch nicht zurückgelegt. Das will Andreas jetzt ändern. Er plant, am 12. August nach Köln zu fahren, zum "Bundestwizytreffen". Letztes Jahr hat er aus Zeitgründen einen Transporter für sich, seinen Twizy und natürlich den Anhänger genommen. Dieses Jahr will er unbedingt auf eigenen Reifen anreisen.

Eine Entscheidung, die etwas der Planung bedarf, denn Ladesäulen sind oft nicht da, wo er sie brauchen würde. Auch hat fast jeder Anbieter ein eigenes Zugangssystem, was bewirkt, dass die Brieftasche unter Umständen durch die vielen Ladekarten dicker und dicker wird. Andreas Mann hat nichts gegen eine dicke Brieftasche, aber andere Gründe wären ihm dafür lieber. Nicht zuletzt ist er dankbar für seinen Anhänger, denn darin hat er Adapter, damit er an jeder Art Steckdose laden kann.

Andreas fürchtet sich nicht vor vielem, er kennt in der Regel auch keine Langeweile. Unter Elektromobilisten gibt es aber durchaus etwas ähnliches, nämlich die "Ladeweile". Denn es sind gut 270 Kilometer Strecke, die er sich vorgenommen hat, und der Twizy hat bei diesem Wetter eine realistische Reichweite von 80 Kilometer, wenn man über Land fährt. Deshalb plant Andreas, die Strecke mit einer Gruppe aus süddeutschen Twizys zurückzulegen, zu denen er in Haßloch stoßen will. So muss er sich für seine erste längere Fahrt nicht um die Organisation kümmern, und er hat Gesellschaft in den Ladepausen, die in der Regel länger dauern als die Fahrtetappen.

Ziemlich protzig - der Smart

Wenn Andreas ein Fazit über seine zweieinhalb Jahre mit dem Twizy ziehen soll, ist er überwiegend zufrieden. Als Mann vom Fach würde er sich einige technische Einzelheiten anders wünschen. Wirklich schmälern tut das seine Freude am Twizy jedoch nicht. Und er liebt es zu provozieren. Wenn ein Smart an der Ampel neben ihm steht, bekommt dieser stets zu hören: "Ganz schön protzig, dein Auto."

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