Lesung - Elias Jammal in der Reihe "Europa_Morgen_Land"

Wach in der einen Welt

Von 
Maria Herlo
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Eine überaus anregende Plattform für die Präsentation von Autoren, die auf Deutsch schreiben, aber eine andere Muttersprache haben, ist die Lesereihe "Europa_Morgen_Land". Das Kulturamt Mannheim veranstaltet sie in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro Ludwigshafen und unter Beteiligung der Vereine Kultur Rhein-Neckar sowie KulturQuer - QuerKultur, und das bereits zum 13. Mal, wie Moderatorin Anna Barbara Dell im voll besetzten Café Riz in Mannheim betonte.

Den Schriftsteller und Philosophieprofessor Elias Jammal stellte sie so vor: "Er gehört zu jenen Autoren, die in mehreren Sprachen und Kulturen zu Hause sind und einen herausragenden Beitrag zur deutschen Gegenwartsliteratur leisten." Jammal begann sodann mit sonorer Stimme in perfektem Deutsch jene Auszüge aus seinem ersten Roman "Aufwachen in der Welt" vorzulesen, die rückblickend von der Herkunft seines Haupthelden Nono erzählen, von dessen Ankunft in Deutschland, von der Flucht in den Libanon, der Schule, dem Einsatz in Palästina bis hin zu Nonos Promotion.

Voll versteckter Ironie

Humorvoll zeigte der wortgewandte Autor auf, dass auch jene es schaffen, glücklich zu werden, die in widrigen Verhältnissen aufgewachsen sind. Auch Passagen, die er aus dem noch unveröffentlichten Essayband "Mundbühne" vorstellte, faszinierten. Man kann sich kaum vorstellen, dass sie aus der gleichen Feder stammen: Surreale Bild- und Traumwelten entfaltet der Autor darin und Situationen voll versteckter Ironie.

So interessant wie das Lauschen war es, die Regungen im Publikum beim anschließenden Gespräch zu beobachten. In schöner Klarheit zeigte sich das Dilemma bei der Suche nach der Identität des Autors. Sein befreiendes Bekenntnis auf die Frage, wie viel palästinensische Wurzeln noch in ihm stecken, brachte er so zum Ausdruck: "Jeder Mensch, gleich welcher Herkunft, ist wie eine Sinfonie, eine Zusammensetzung von vielen Instrumenten."

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