Mannheim. Nach den tödlichen Messerstichen vor einem Mannheimer Polizeirevier werden derzeit Tatbeteiligte vernommen. Wie Oberstaatsanwalt Oskar Gattner mitteilte, ist auch ein Tatverdächtiger darunter.
Bei einem Streit in der Mannheimer Innenstadt ist am späten Donnerstagabend ein 20-Jähriger so schwer verletzt worden, dass er den Verletzungen erlag. Das teilt die Polizei mit. Ein 44-Jähriger wurde außerdem schwer verletzt. Bei den Opfern handelt es sich nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft um Männer türkischer Herkunft. Die Beamten fahnden nun nach drei Männern, die zunächst flüchten konnten.
Die Streitigkeiten zwischen den mindestens fünf Männern fanden teilweise vor dem Polizeirevier Mannheim-Innenstadt in den H-Quadraten statt. Ein Polizeibeamter habe nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei eingegriffen. Daraufhin habe er das Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums auf die problematische Lage aufmerksam gemacht. Noch bevor weitere Beamten eintrafen, sei der Streit weiter eskaliert. Nach erstem Ermittlungsstand wurden die tödlichen Verletzungen mit einem Messer verursacht. Warum es zu der Auseinandersetzung gekommen war, blieb zunächst unklar.
Mögliche Augenzeugen erheben unterdessen schwere Vorwürfe gegen die Polizei, etwa in sozialen Netzwerken. Sie kritisieren unter anderem, dass die Beamten nicht rechtzeitig und ausreichend eingeschritten seien.
Auch weil derartige Vorwürfe aufgekommen sind, macht die Polizei vorerst keine Angaben zum Fortgang der Ermittlungen, wie ein Sprecher am späten Vormittag im Gespräch mit dem "Mannheimer Morgen" sagte. Unter anderem würden auch alle Beamten vernommen, die in der Nacht am Einsatz beteiligt waren.
Nach bisheriger Aktenlage jedoch, so Oberstaatsanwalt Oskar Gattner, ließen sich derartige Vorwürfe nicht nachvollziehen. Wenn jemand an der Tür klopfe oder schreie - davon berichteten Augenzeugen offenbar - könne man das im Revier nicht hören. Ein Polizist habe die Auseinandersetzung gesehen und sei aus dem Fenster gesprungen, um schnell einzugreifen. Er habe beobachtet, wie mehrere Männer ihr am Boden liegendes Opfer angegriffen hätten. Der Polizist sei mit dem Schlagstock dazwischen gegangen - und dann zurück ins Revier, um Kollegen zu alarmieren. Laut Mitteilung der Polizei vom Vormittag hatte er die Lage zuvor klären können. Während er Unterstützung anforderte, sei der Streit jedoch erneut eskaliert, dann ereignete sich offenbar die Messerattacke.
Angaben darüber, wie viele Polizisten sich in der Wache aufhielten, machten bislang weder Polizei noch Staatsanwaltschaft. Gattner erklärte jedoch, dass Beamten der Wache auch auf Streife gewesen seien.
Die Obduktion der Leiche wurde veranlasst.
Zeugen, die Hinweise zu der Tat geben können, werden gebeten, sich mit dem Kriminaldauerdienst der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg unter 0621/174-5555 in Verbindung zu setzen. (pol/akj/agp/lsw/swk)
Die Meldung der Staatsanwaltschaft und der Polizei im Wortlaut
POL-MA: Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Mannheim und des Polizeipräsidiums Mannheim - Tötungsdelikt in Mannheim - Streitigkeiten zwischen mehreren Männern endet tödlich
Mannheim (ots) - Am Donnerstag gegen 23.00 Uhr, kam es in Mannheim, H 4, zu einer Auseinandersetzung zwischen mindestens fünf männlichen Personen. Die Streitigkeiten ereigneten sich teilweise direkt vor der Wache des Polizeireviers Mannheim-Innenstadt, worauf die Situation von einem Polizeibeamten geklärt wurde. Der Polizeibeamte informierte unverzüglich das Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Mannheim und machte auf die schwelende Situation aufmerksam.
Bevor weitere Polizeikräfte vor Ort eingetroffen waren, kam es wieder zu einer Eskalation zwischen den türkischen Männern, in deren Folge ein 20-jähriger Mann tödlich und ein 44-jähriger Mann schwer verletzt wurden.
Nach erstem Stand der Ermittlungen ist davon auszugehen, dass ein Messer als Tatwaffe für die tödlichen Verletzungen ursächlich war. Das Motiv der Tat sowie die Beziehung der Personen zueinander sind Gegenstand umfangreicher Ermittlungen.
Die Staatsanwaltschaft Mannheim und die Kriminalpolizeidirektion Heidelberg des Polizeipräsidiums Mannheim haben die Ermittlungen aufgenommen. Zeugen, die Hinweise zu der Tat geben können, werden gebeten, sich mit dem Kriminaldauerdienst der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg unter 0621/174-5555 in Verbindung zu setzen.
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